22.07. – 14.09.2007 | |
54 Nächte | |
11'478 km | |
3 Länder |
St. Lucia Wetlandpark und Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark
Nach knapp einem Monat kommen wir wieder ans Meer. Der kleine Ort St. Lucia liegt nämlich am Indischen Ozean. Sofort zieht es uns an den Strand. Bei einem gemütlichen Spaziergang treffen wir auf viele einheimischen Fischer und finden unzählige Muscheln und Krebse. Ganz in der Nähe liegt ein grosser, natürlicher Binnensee – der Lake St. Lucia. Der See ist durch einen Kanal mit dem Meer verbunden. So mischen sich im See Süss- und Salzwasser. Wir sind in dem Feuchtgebiet auf der Suche nach Tieren, doch die hier lebenden Krokodile und Flusspferde lassen sich heute nicht blicken.
Im Morgengrauen machen wir uns auf die Suche nach den vielen Nashörnern, welche im Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark leben sollen. Erst begegnen wir Kudus, Giraffen, Zebras, Affen, Elefanten und endlich im Dickicht einem Spitzmaulnashorn. Die vielfältige Vegetation bietet einen geeigneten Lebensraum für viele Säugetiere. So auch für das Breitmaulnashorn, welches auf einmal vor uns auf der Strasse posiert. Dieser Nashornvater ist gross und daher ein bisschen angsteinflössend, als wir ihm mit unserem kleinen Chicolino in seine Nähe kommen. Auf Grund der Erfahrung mit dem eher aggressiven Elefantenbullen im Krüger National Park, bleiben wir hier auf Distanz und warten, beobachten und warten… Auch nach unserem Mittags-Picknick sind wir noch am Warten. Nichts lässt dieses Nashorn in Bewegung versetzen. Selbst als die Mutter mit ihrem Jungen an uns vorbeigezogen ist, bleibt der Nashornvater still stehen. Im Verlauf des Nachmittags geben wir auf und wenden Chicolino vor dem Nashorn und düsen davon.
Die Provinz KwaZulu-Natal
Wir ziehen weiter quer durch das traditionelle Siedlungsgebiet der Zulu, wo die Hügel und Täler endlos scheinen, vorbei an unzähligen Zuckerrohrfarmen und Schlachtfeldern aus vergangenen Zeiten. Vor allem begegnen wir einer unberührten Natur und warmherzigen Menschen. Vielerorts erhalten wir die Möglichkeit die Geschichte des Kriegervolks kennen zu lernen.
Zuerst sind wir aber unterwegs nach Eshowe, einem gemütlichen Landstädtchen, welches einst die Hauptstadt des Zululandes war. Im von den Briten erbauten Fort Nongqayi befindet sich heute das Zululand Historical Museum.
Auf einer Schotterstrasse fahren wir in das Kernland der Zulus. Unser Ziel ist Dundee. Doch Chicolino ist nicht immer der Schnellste. In der Abenddämmerung sind wir noch immer Mitten in der Pampa, mehr als 70 Kilometer entfernt von Dundee. Soeben passieren wir am Strassenrand ein Schild einer Übernachtungsmöglichkeit bei Isandhlwana.
Wir folgen den Wegweisern und stehen nach einer herausfordernden Fahrt vor einem umzäunten Grundstück. Es macht den Anschein, als würden wir mit unserem dünnen Geldbeutel nicht wirklich hier hin passen. Ein Pförtner erscheint und tatsächlich sind wir hier wohl nicht erwünscht. Trotzdem versuchen wir zu verhandeln. Schlussendlich erhalten wir eine Adresse einer günstigeren Lodge im Nachbarsdorf. Auf die Frage, wie weit diese entfernt sei, meint der Pförtner, etwas ausserhalb des Dorfes sei ein Fluss, dort über die Brücke und dann seien wir am Ziel. Mit einem mulmigen Gefühl starten wir Chicolinos Motor und fahren durch das von der Dunkelheit verschlungene Dorf. Schweiss treibt sich auf unsere Stirnen und die Stimmung ist angespannt.
Ein abruptes Bremsen rüttelt uns auf. Die fahlen Lichtkegel von Chicolinos Scheinwerfern leuchten in ein steiniges Flussbett. Wo befindet sich nun die Brücke? Nach längerem Suchen sind wir uns einig, dass es wohl keine Brücke mehr gibt. Keiner von uns wagt den Gedanken das Flussbett zu überqueren nur in Erwägung zu ziehen. Deshalb wenden wir.
Erneut stehen wir vor den Toren dieses eingezäunten Grundstücks. Ohne zu wissen, was sich wirklich dahinter verbirgt, wagen wir einen zweiten Versuch. Der Pförtner öffnet die Tür und will unser Anliegen leider nicht anhören. Mit einem überzeugend charmanten Augenaufschlag bringen wir ihn dazu, dass wir mit seiner Chefin sprechen dürfen. Innert wenigen Minuten ist Chicolino in einem sichern Unterstand geparkt und wir stehen total underdressed in der Lobby dieser Luxuslodge.
Als Gäste der Lodgebesitzerin werden wir zum Übernachten und sogar zum Nachtessen eingeladen. Es ist ein gigantisches Geschenk, aber so ganz angenehm ist es uns nicht. Wir passen irgendwie nicht hierhin. Als am Morgen die Sonne über den Balkon ins Zimmer scheint, erhalten wir einen Ausblick auf eines der Schlachtfelder im Zulukrieg im 19. Jahrhundert. Gut ausgerüstete britische Truppen verloren damals den Kampf gegen die grosse Zulustreitmacht. Aber was genau zeichnet denn das Volk der Zulus aus? Gespannt machen wir uns auf Spurensuche und hören Geschichten über den Zulukönig Shaka und dessen neuartige Kriegstaktik, über ihre Schlachten, den Konflikt mit den Briten, eine Wagenburg, den Verlust der Unabhängigkeit und vielem mehr.
Ein weiterer Einblick in Lesotho
Eine schmale Strasse über den Monontshapass führt uns zurück in das Königreich Lesotho. Die lehmigen und steinernen Häuser mit Strohdächern fügen sich passend in die karge, trockene Landschaft ein. Auch dieses Mal werden wir in der Zeit zurückgeworfen, vieles erscheint uns, als sei es in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. In Libono findet gerade eine dreitägige Hochzeit statt. Von weit her sind Gäste angeritten. Männer sitzen in Decken gehüllt um die Häuser und wärmen sich mit selbst hergestellten alkoholischen Getränken auf. Die Frauen trommeln in den Häusern auf Plastikkübeln, singen und schwingen rhythmisch ihre Hüfte. Offenherzig werden wir zum Tanzen und Essen in die Häuser eingeladen. Das Festessen besteht aus „Pap“ (Brei aus Maismehl) und Fleisch.
Die Transkei
Wir bewegen uns durch die ländlichen Gebiete der Transkei, dem ehemaligen Siedlungsgebiet der Xhosa, und kommen der Küste immer näher. Wohin wir in der idyllischen, grünbraunen Hügellandschaft schauen, sehen wir farbige Rundhütten aus Lehm. Vielerorts streunen Kühe, Ziegen und Eseln herum, Zäune gibt es nirgendwo. Die Strassen sind mit Schlaglöchern versehrt und lassen uns nur langsam vorwärtskommen. Wir haben Zeit und die Gegend gefällt uns. So entdecken wir zufrieden die wildromantische Küstenlandschaft mit ihren steilen, felsigen Abhängen hinunter zu den schönen Sandständen. Je weiter südlich wir gelangen, umso öfter begegnen wir wieder ausländischen Reisenden.
Die Garden Route
Der Landstrich entlang des Indischen Ozeans von Port Elizabeth bis Mossel Bay nennt sich die Garden Route. Er ist landschaftlich abwechslungsreich und lockt mit unterschiedlichen Aktivitätsangeboten zahlreiche Touristen an. Den Ursprung der Namensgebung der Garden Route findet man in der Geschichte. Als die ersten Europäer um das Kap segelten, erblickten sie an der Südküste Afrikas einen herrlich fruchtbaren und farbigen Landstreifen, welchen sie als Garten empfanden.
Nach Tagen in der Natur, der Wildnis, umgeben von Abenteuern, Ruhe und Gemütlichkeit, lassen wir uns unterwegs vermehrt von attraktiven Aktivitäten verführen. Trommel-Sessions und Tanzen zu mehr oder weniger traditioneller Musik lassen die Nacht oft zum Tag werden. Auch locken uns die Strände zum Baden und wir sammeln unsere ersten Surferfahrungen. Gerade Jeffrey’s Bay ist ein tolles Surferparadies, wo bei guten Bedingungen scharenweise Wellenreiter hinströmen. Irgendwann zieht es uns mit dem Chicolino weiter entlang der berühmten Strasse.
Auf dem nächsten Küstenabschnitt reihen sich bezaubernde Buchten, sandige Strände und steinige Klippen aneinander. Hinter dem Küstenstreifen befinden sich grüne Wälder, wilde Flüsse und tiefe Schluchten. So überqueren wir beispielsweise die Bloukrans Schlucht über eine lange Bogenbrücke. Aber halt, hier wartet doch die welthöchste Absprungplattform eines Bungee-Jumps auf uns. Wir erkunden die Gegend und überlegen dabei, ob dieser Adrenalinkick vielleicht doch etwas für uns wäre. Mit zitternden Knien und Kribbeln im Bauch laufen wir in die Mitte der hohen Brücke. Es geht ganz schön tief nach unten… Plötzlich packt es uns und wir springen die 216 Meter in die Tiefe. Es war unbeschreiblich!
Auch ausgiebige Spaziergänge an der Lagune von Plettenberg Bay oder am Strand bei Mossel Bay sind nennenswert. Die Tage auf der touristischen Garden Route reichen uns und es geht mit Chicolino weiter nach Bredasdorp und zum südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents. Unsere Blicke wandern aufs Meer hinaus. Exakt hier treffen sich der Indische und der Atlantische Ozean. Wenn man es sich ein wenig einbildet, glaubt man tatsächlich zu sehen, wie die türkisblauen Wellen aus zwei verschiedenen Richtungen zusammenschlagen. Eine Legende besagt, dass portugiesische Seefahrer dieses Kap als „Kap der Nadeln“ benannten, weil hier ihre Kompassnadel gerade und ohne Abweichung nach Norden zeigte.
Nur noch wenige Kilometer liegen vor uns und langsam geht es ans Aufräumen, Verabschieden und Einstellen wieder etwas sesshafter zu werden. Nach über 50 Tagen verlassen wir in Kapstadt unseren treuen Gefährten Chicolino. Eindrückliche, einzigartige und lustige Momente haben wir erlebt. Jetzt geht es aber in die Sprachschule. Na ja, immerhin in Kapstadt – aber an den Gedanken Sprachschule müssen wir uns erst noch gewöhnen…